POSTER ARTWORK BLASTOGENESE X
Conrad Veit links und Charlotte Maria Kätzl rechts_Selbstportrait mit Selbstauslöser © Kätzl Veit 2020
Conrad Veit (*1987, Duisburg) und Charlotte Maria Kätzl (*1993, Rosenheim) sind ein Künstler*innenduo, die seit dem Beginn ihres Diplomstudiums der Freien Kunst an der Hochschule für Bildende Künste Braunschweig, das beide zwischen 2020 und 2021 abgeschlossen haben, miteinander kollaborieren. Ob filmisch, fotografisch oder installativ, Veit und Kätzls Arbeiten bilden einen eigenen Kosmos, in dem das Spiel mit dem Figurativen und dem Andersartigen im Vordergrund steht. Ein Spiel, das Diversität erzeugt und Verwirrung stiftet und die Grenzen des Heteronormativen und des sozial Konstruierten hinterfragt. Dabei arbeitet das Duo multimedial und verbindet skulpturale Elemente sowie Kostüm, das oftmals als Drag fungiert, zu perfomativen Inszenierungen, die in filmische oder fotografische Arbeiten münden oder in raumgebundenen Installationen weiter gedacht werden. Ihr aktueller Film „Blastogenese X“ feierte 2021 seine Weltpremiere auf der Berlinale.
Was hat Euch zu dem Kurzfilm Blastogenese X inspiriert?
Vermutlich war die Inspiration so divers, wie es die Figuren in der Blastogenese selber sind. Da ist zum einen die Faszination für filmhistorische Filmwelten, seien es die des frühen Stummfilms, die ScienceFiction-B-Movies der 1950er und – 60er Jahre oder aber die queeren Filmexperimente der New Yorker Avantgarde der 1960er Jahre um Jack Smiths, Kenneth Anger & Co. Gepaart mit der Haptik und Ästhetik analoger Filmtechnik und zum anderen Charlottes Kostümen und tierischen Attributen, die in sich selbst für uns immer wieder ein Quelle der Inspiration für Performance und Inszenierung waren, entstand sehr schnell die Idee einen filmischen Raum zu schaffen, der getarnt als Naturdokumentation nackte menschliche Körper inszeniert, die tierische Handlungen in einem andeuteten Lebenszyklus performen, um damit eine Utopie der Gleichberechtigung sämtlichen Lebens zu entwerfen, in der Zuschreibungen um Gender sowie Tier und Mensch keine Rolle mehr spielen.
Wie entstand Eure Zusammenarbeit?
Warscheinlich entstand die erste Zusammenarbeit schon in der Grundklasse zu Beginn unseres Studiums der Freien Kunst, als aus einer anfänglichen Dokumentation einer raumgebundenen Installation der erste Film „Halbschlaf“ wurde und wir schnell festgestellt haben, dass die Kombination von Charlottes Performance, Bildhauerei und Kostümarbeit und Conrads Kamera-, Regie-, Ton- und Schnittarbeit eine wundervolle Symbiose bilden.
Was bedeutet für Euch der Begriff queer?
Queer ist für uns eine Haltung und Identitätszuschreibung, die sämtliche Lebensformen und Identitäten zulässt und zugleich das Hinterfragen von Geschlechterbinarität, Hetereonormativität und Geschlechterrollen in sich trägt. Für uns bedeutet Queer-Sein das Auflösen vorgefertigter gesellschaftlicher Muster und Strukturen und dem gesellschaftlichen Zwang eine Absage zu erteilen, die eigene Geschlechtlichkeit und sexuelle Orientierung immer klar definieren zu müssen. Queer ist für uns ein Begriff, dessen Bedeutung immer wieder erweitert und umgedacht wird und der hoffentlich irgendwann keinerlei Erklärung mehr bedarf.
Habt Ihr einen queeren Lieblingsfilm/-serie?
Normal Love von Jack Smith. Als wir den Film vor ein paar Jahren sehen durften, war in uns ein tiefes Gefühl von Erfüllung und Begeisterung.
Blastogenese X läuft im Kurzfilmprogramm „Melange Queer“ am Samstag den 16.10. um 20:30 und ist online verfügbar.
Mehr Info unter: conrad-veit.com